Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme Expertenrat

Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme: Expertenrat und Tipps

Letztes Update: 15. August 2024

Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme: Millionen Menschen in der EU müssen sich auf neue Heiztechnologien einstellen. Ab 2030 sind emissionsfreie Neubauten Pflicht. Privatpersonen und Unternehmen benötigen umfassende Planung und Investitionen. Erfahren Sie hier, worauf Sie achten müssen.

Früheres Aus für Gas- und Ölheizungen als geplant - Experte verrät, worauf sich Privatpersonen und Unternehmen jetzt einstellen müssen

Millionen von Menschen in der EU stehen vor einer einschneidenden Veränderung: Ab 2030 müssen alle neu gebauten Gebäude emissionsfrei sein, und der gesamte Gebäudebestand soll bis 2050 ohne umweltschädliche Emissionen auskommen. Diese ambitionierten Ziele sind Teil des European Green Deal und stellen eine große Herausforderung dar, insbesondere im Hinblick auf die gängigen Heizungssysteme.

Diese Umstellung erfordert eine umfassende Planung und Investition in nachhaltigere Heiztechnologien - gleichzeitig sollte ein kopfloses Handeln jetzt unbedingt vermieden werden. Worauf sich Privatpersonen und Unternehmen jetzt einstellen müssen, erfahren Sie hier.

Die aktuelle Ausgangslage

Das neue EU-Gesetz ist Teil des European Green Deal, der die EU zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft machen möchte. Bis 2050 möchten die 27 EU-Mitgliedsstaaten klimaneutral werden. Die Staats- und Regierungschefs haben zwei Jahre Zeit, um die neuen Regelungen einzuführen. Deutschland wollte diesen Zeitrahmen unterbieten und hat sich zum Ziel gesetzt, schon 2045 klimaneutral zu sein.

Deutschland hat bereits proaktiv gehandelt - und das Ende für Gas- und Ölheizungen beschlossen. Mit den neuen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), die seit dem 1. Januar 2024 gelten, wird festgelegt, dass ab 2024 keine neuen Erdgas- und Ölheizungen mehr eingebaut werden dürfen. Stattdessen müssen Heizungen mindestens 65 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Ab 2045 sollen Heizungen dann vollständig auf erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie umgestellt sein. Bis 2030 sollen Gebäude bis zur Klassifikation E saniert werden. Ab 2033 soll dann mindestens Klasse D erreicht werden. Diese Vorgaben betreffen zunächst nur Nicht-Wohngebäude, für Wohngebäude wurde diese Regel gekippt.

Umsetzung der Maßnahmen in Deutschland

Die neuen Gesetze sind also bereits beschlossen - allerdings stellt ihre Umsetzung Privatpersonen und Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen, weil ihnen zufolge unzählige Gebäude in Deutschland saniert werden müssen. Aktuell liegt die Sanierungsquote zwischen einem und drei Prozent. Um den gesamten Gebäudebestand zu sanieren, würde es bei der aktuellen Quote noch etwa 40 Jahre dauern. Glücklicherweise sieht das überarbeitete Gebäudeenergiegesetz für Wohngebäude bis 2030 keine generelle Pflicht zur energetischen Sanierung vor. Dadurch haben Hausbesitzer mehr Zeit, Sanierungsmaßnahmen zu planen.

Für Neubauten und Nichtwohngebäude gelten dagegen strengere Effizienzstandards. Diese Gebäude müssen bereits ab 2024 einen Großteil ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Theoretisch dürfen also keine klimaschädlichen Heizsysteme mehr verbaut werden. Was klimaschädlich ist, darüber ist sich die Politik allerdings nicht ganz einig. Beispielsweise gelten Wärmepumpen als klimafreundlich, da sie mit Strom betrieben werden, der aus erneuerbaren Energien stammen kann. Gasheizungen, die auf Wasserstoff basieren, sind klimafreundlich, solange grüner Wasserstoff verwendet wird. Grauer Wasserstoff gilt dagegen als klimaschädlich. Biogas ist ebenfalls eine Option, solange es nicht mit fossilem Gas vermischt ist.

Herausforderungen für Industriebetriebe

Aktuell betreffen die neuen Regelungen vor allem kleine und große Industriebetriebe. Sie werden erhebliche Investitionen tätigen müssen, um ihre Gebäude und Produktionsanlagen auf den neuesten energetischen Stand zu bringen. Das kann finanzielle Belastungen verursachen, die die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Produktionsstandorts Deutschland mindern könnten. In der Folge könnten Unternehmen gezwungen sein, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, wo weniger strenge Umweltauflagen gelten.

Wie die Bundesregierung Industriebetriebe dabei unterstützen will, den neuen Regelungen gerecht zu werden, ist derzeit noch unklar. Aktuell ist geplant, ein europaweites Wasserstoffnetz aufzubauen, um Gasheizungen künftig mit Wasserstoff zu versorgen. Allerdings ist derzeit nicht genug grüner Wasserstoff verfügbar, um den Bedarf zu decken. Klar ist nur, dass sich sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen auf umfassende Veränderungen einstellen müssen.

Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme: Was Sie wissen müssen

Der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme ist ein zentraler Bestandteil der neuen Regelungen. Doch was bedeutet das konkret für Sie als Privatperson oder Unternehmer? Zunächst einmal sollten Sie sich über die verschiedenen Optionen informieren. Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasseheizungen sind nur einige der Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen. Jede dieser Technologien hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt.

Wärmepumpen sind besonders effizient und können sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet werden. Sie nutzen die Umgebungswärme aus der Luft, dem Wasser oder dem Boden und wandeln sie in Heizenergie um. Solarthermieanlagen nutzen die Sonnenenergie, um Wasser zu erhitzen, das dann für Heizzwecke verwendet wird. Biomasseheizungen verbrennen organische Materialien wie Holzpellets oder Hackschnitzel, um Wärme zu erzeugen.

Finanzielle Unterstützung und Förderprogramme

Der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme kann mit erheblichen Kosten verbunden sein. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Förderprogramme, die Ihnen dabei helfen können, die finanziellen Belastungen zu reduzieren. In Deutschland bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verschiedene Förderprogramme an, die sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen zugutekommen. Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet Zuschüsse für den Einbau von erneuerbaren Heizsystemen an.

Es lohnt sich, frühzeitig Informationen über die verfügbaren Förderprogramme einzuholen und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Ein Energieberater kann Ihnen dabei helfen, die für Sie am besten geeigneten Fördermöglichkeiten zu identifizieren und die notwendigen Anträge zu stellen.

Langfristige Vorteile des Umstiegs

Der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme bietet nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile. Zwar sind die Anschaffungskosten für erneuerbare Heizsysteme oft höher als für konventionelle Heizungen, doch langfristig können Sie durch geringere Betriebskosten und staatliche Förderungen Geld sparen. Zudem tragen Sie aktiv zum Klimaschutz bei und erhöhen den Wert Ihrer Immobilie.

Ein weiterer Vorteil ist die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Die Preise für Öl und Gas sind starken Schwankungen unterworfen und können in Krisenzeiten stark ansteigen. Mit einem erneuerbaren Heizsystem sind Sie weniger abhängig von diesen Preisschwankungen und können Ihre Energiekosten besser kalkulieren.

Schritte zur erfolgreichen Umsetzung

Um den Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme erfolgreich zu gestalten, sollten Sie einige wichtige Schritte beachten. Zunächst einmal ist eine gründliche Bestandsaufnahme Ihrer aktuellen Heizsituation notwendig. Welche Heizsysteme sind derzeit in Betrieb und wie effizient sind sie? Welche baulichen Maßnahmen sind notwendig, um ein neues Heizsystem zu installieren?

Im nächsten Schritt sollten Sie sich über die verschiedenen erneuerbaren Heizsysteme informieren und die für Ihre Bedürfnisse am besten geeignete Option auswählen. Dabei können Sie sich von einem Energieberater unterstützen lassen, der Ihnen bei der Auswahl und Planung hilft.

Schließlich sollten Sie die verfügbaren Förderprogramme nutzen, um die finanziellen Belastungen zu reduzieren. Ein gut geplanter und durchdachter Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme kann Ihnen langfristig viele Vorteile bieten und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Fazit

Der European Green Deal und die neuen Regelungen zum Ausstieg aus Gas- und Ölheizungen stellen sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen vor große Herausforderungen. Der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme ist dabei ein zentraler Bestandteil der neuen Vorgaben. Es ist wichtig, sich frühzeitig über die verschiedenen Optionen zu informieren und die notwendigen Schritte zu planen. Mit der richtigen Vorbereitung und Nutzung der verfügbaren Förderprogramme können Sie die Umstellung erfolgreich meistern und langfristig von den ökologischen und ökonomischen Vorteilen profitieren.

Über Luca Arenz:

Luca Arenz ist der Geschäftsinhaber der ARCenergie GmbH, einem Ingenieurbüro für Generalplanung, spezialisiert auf Fördermittel, Energieberatung, Architektur, Statik, TGA, Nachhaltigkeitszertifizierungen (DGNB), Schallschutz, Wärmeschutz sowie Brandschutz und Qualitätskontrolle. Im ARCenergie-Team befinden sich Bauingenieure, Architekten, Physiker, Vermesser, Dachdecker, Maurer und Zimmerleute, die sich um die technischen Aspekte des Bauprojektes kümmern können. Auf diese Weise kann die ARCenergie GmbH ihre Projekte ganzheitlich planen und Lösungen finden.

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